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News / Artikel

"Sagen Sie nicht 'Schweinehund' zu mir."

Vom wertschätzenden Umgang mit sich selbst.

Stellen Sie sich vor, jemand nennt Sie 'Schweinehund'. Und begründet auch noch ausführlich, warum. Wären Sie diesem Jemand besonders gewogen?
Und jetzt erinnern Sie sich bitte an die letzte Situation, in der Sie sich Vorwürfe machten, z.B. weil Sie an einem Wochenende einen ganzen Nachmittag vor dem Fernseher verbrachten - statt sich wie geplant auf eine wichtige Arbeit in der nächsten Woche vorzubereiten.
Und am Abend vor dem Einschlafen, sagten Sie zu sich: "Es ist dir wieder einmal nicht gelungen, deinen inneren Schweinehund zu besiegen."
Natürlich können Sie jetzt den 'Schweinehund' bagatellisieren: Das sei halt so eine Redensart, nicht wirklich ernst gemeint.
Aber manchmal spricht diese innere Stimme weiter: "Das Problem ist, du hast keinen starken Willen, bist disziplinlos, wie beim Rauchenaufhören oder dem regelmäßig Laufengehen..."
Also doch ernst gemeint? Vielleicht hören Sie dann die andere, leisere Stimme: "Aber Du hast es bisher auch ohne große Vorbereitung immer wieder geschafft; und außerdem: Wochenende heißt doch Freizeit ..."
Solche inneren Dialoge, man könnte fast sagen: Gruppendiskussionen, kennt jeder. Oft fühlt man sich zwischen diesen Stimmen hin- und hergerissen: endlose Grübeleien münden in Rat- und Schlaflosigkeit.
Drei Überlegungen können erste Schritte zu einem Ausweg sein.
 
Erstens:
Diese inneren Stimmen repräsentieren Einzel-"Persönlichkeiten" in uns. Um mit ihnen zu arbeiten, ist es oft hilfreich, sie sich als Menschen aus Fleisch und Blut vorzustellen, mit Namen und Berufsbezeichnung.
Die Wissenschaft sagt: Das psychische System will zum Erhalt und Gedeíhen des Gesamtsystems Mensch beitragen. Die positive, konstruktive Absicht des 'Schweinhundes' in obigem Fall ist es, für Erholung zu sorgen: absichtsloses, genussvolles Sich-Fallen-Lassen, für einige Stunden oder Tage. Verständlich, wenn der 'Schweinehund' zurückschimpft: "Du risikoscheuer Angsthase, nicht einmal das Wochenende willst du mir gönnen..."
 
Zweitens:
Sobald Sie die positive Funktion Ihrer inneren Stimmen, d.h. Personen, herausgefunden haben, sollten Sie ihnen einen wertschätzenden Namen geben. Der Name darf kreativ, lustig oder paradox sein. Falls Sie eine anglophile Neigung haben - statt 'Schweinhund': 'Recreation Manager' - klingt wichtig und ist es auch. Schließlich muss er mit dem 'Antreiber' verhandeln, der hohes Prestige hat. Übrigens: Was ist die positive Kernabsicht des 'Antreibers'? Er möchte, dass Sie gegen Überraschungen gefeit sind. Er möchte auf Nummer Sicher gehen. Und er möchte nicht als Angsthase abgestempelt werden. Sein Name: 'Agent Nr. Sicher'.
 
Drittens:
Wenn sich zwei streiten, freut sich – nein, brauchen Sie einen Manager! Einen, der jeder Ihrer inneren Personen in Ihrem Team Gehör verschafft, das übergeordnete Ganze im Auge behält und – vermittelnd – die richtigen Fragen stellt. Angenommen, der Manager hat die Standpunkte und Argumente von Recreation Manager und Agent Nummer Sicher gehört. Jeder der beiden beharrt auf seinem Standpunkt. Dann könnte der Manager den beiden folgende Frage stellen: "Unter welchen Bedingungen könntest du lieber Recreation Manager (bzw. lieber Agent Nummer Sicher), den Interessen des anderen Vorrang einzuräumen – jetzt an diesem Sonntagnachmittag und ohne dabei ein schlechtes Gefühl zu haben?"

Agent Nummer Sicher könnte sagen: "Okay, ich sehe ein, man kann hie und da ein Risiko eingehen. Ich könnte nachgeben, wenn mir garantiert wird, dass das nicht zur Regel wird - und für den Montag muss wenigstens eine sichere Stunde für die Vorbereitung eingeplant werden."
Und der Recreation Manager: "Also gut, wenn die Vorbereitung rasch erledigt wird und ich wenigstens die Chance habe, es mir dann für ein, zwei Stunden gut gehen zu lassen – und zwar ohne schlechtes Gewissen. Wenn daraus nichts wird, möchte ich nächstes Wochenende einen ganzen Tag für mich haben."
In diesem (Ideal)-Fall kann der Manager nun entscheiden. Aber genauso wie in echten Teams hängt der weitere Erfolg davon ab, ob Vereinbarungen auch eingehalten werden.
Mehr über den effizienten Umgang mit sich selbst mithilfe des Modells des "Inneren Teams": Schulz von Thun. Miteinander reden. Band 3. und im Seminar "Self Management".

 


15 Jahre MTB – Management Training Braunschmied & Partner

Ein Blick zurück auf 15 Jahre Trainings- und Beratungsarbeit in Österreich, der Schweiz und Deutschland.
(Das zehnjährige Bestandsjubiläum haben wir irgendwie übersehen, wahrscheinlich zuviel Arbeit...)

Also: Vor 15 Jahren gründete Siegfried Braunschmied das Einzelunternehmen MTB. Das Profil des Trainingsunternehmens entsprach seinen beruflichen Wurzeln in der Bildungswelt: strukturiert-systematisch (Bildungsleiter bei Steyr-Daimler-Puch), pragmatisch-dynamisch (Skills and Management Training Manager beim US- Computerriesen DEC): eine wunderbare europäisch-amerikanische Mischung; eine Mischung, die sofort ihre Kunden fand.

Zuerst waren es vor allem Kommunikations- und Persönlichkeitsentwicklungs-Seminare mit innovativem Design, später standen maßgeschneiderte Seminare und eine PE-Rund-um-Betreuung im Vordergrund. Ein in der Anfangszeit noch wenig verbreitetes Beratungs-Produkt war das institutionalisierte Mitarbeitergespräch, seine Konzeption, Implementation und Pflege. Führungskräfte-Coaching und die Verbindung von Leitbildentwicklung und Personalentwicklung ergänzten das Angebot. Arbeit in Netzwerken und die frühe Beschäftigung mit dem systemisch-konstruktivistischen Ansatz führte auch MTB-intern zu einer Neuorientierung. Heute würden wir sagen: nicht wir fanden die Kunden, die Kunden fanden uns.
Mit vielen verbanden und verbinden uns intensive kurze "Projekt"-Kontakte oder langjährige Beratungs- und Trainings-Beziehungen:
BA-CA, Bauholding, Bramac, Greenpeace, OMV, Polycollege, Orthopädie Näumayr, Inlingua, Österreichische Post, Österreichischer Tierschutzverein, Boehringer-Mannheim/Roche, Boehringer Ingelheim, Rath, McDonalds, EA, Erste Österreichische Sparcasse, Grundmann, Europapier, Die Grünen, Therapiezentrum Ybbs, Moser Medical Group, Malko, AMS Klagenfurt, DEC, Philips, Lenzing, Sandoz, TGM.
Wir bedanken uns.

 

Vor etwa 2500 Jahren begründete der Grieche Protagoras die Beraterbranche. War er auch der erste Konstruktivist?

Protagoras – Consultant aus Abdera.

Am Anfang der Beraterbranche stand die Demokratie. Nicht die Demokratie, wie wir sie heute kennen, sondern die erste überhaupt, die griechische vor 2500 Jahren. Es war die Demokratie der wohlhabenden Bürger und der gesellschaftlichen Oberschicht, die in Reichtum und Luxus lebte.
Was konnte einen Bürger in Athen oder in einer anderen großen Stadt noch reizen? Der Krieg gegen die Perser war gewonnen. Auf den Feldern arbeiteten die Sklaven und mehrten den Reichtum. Die Antwort gab die politische Verfassung; sie war demokratisch: grundsätzlich konnte jeder Bürger mit Redner-Talenten und einer gründlichen Ausbildung als Staatsmann Karriere machen.

Wer sich also von seinen Mitbürgern abheben wollte, nach Einfluss und Anerkennung strebte, der musste durch Bildung und Beredsamkeit glänzen; in den Volksversammlungen, vor den Volksgerichtshöfen oder auf dem öffentlichen Platz, der Agora. Macht, das war in diesen Kreisen die Macht des Wortes. Es ging oft nicht darum, recht zu haben, sondern öffentlich recht zu behalten.

Wo Nachfrage ist, ist auch bald ein Angebot. Sophisten boten ihre Dienste an, "Lehrer der Weisheit", keine Philosophen im eigentlichen Sinn, sondern Praktiker, die theoretische Erkenntnisse eher gering bewerteten. Erfolgsrhetorik und Überredungskunst in kurzer Zeit. Gegen gutes Geld. Und das war wirklich neu. Die Sophisten waren nicht wie die Berater eines mächtigen Herrschers, von dessen Gunst und Wohlwollen sie letztlich abhingen. Sie waren, ganz im heutigen Sinn, freie Trainer und Consultants. Und einer von ihnen galt als der unangefochtene Star: Protagoras, der Mann aus Abdera. Von Stadt zu Stadt reisend stiegen seine Honorare. Und am Ende seines Beraterlebens war er ein reicher Mann.
Protagoras berühmtester Spruch gilt bis heute vielen als Leitmotiv: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge..." Aber er meinte nicht das Allgemeine, den "Menschen an sich", sondern den Einzelnen. So gibt es auch nur eine jeweils individuelle, relative Wahrheit. Und je nach den jeweiligen Umständen kann ein und derselbe Satz einmal wahr und dann wieder falsch sein. Und eine dieser Bedingungen ist sicherlich die Interpretation durch den Gesprächspartner. Womit sich Protagoras als ganz moderner Konstruktivist erweist...